ToM – Zwischen Mundartrenaissance und neuem Selbstbewusstsein

Was musste der Dialekt nicht alles ertragen? Er wurde beschimpft als „falsches Deutsch“, als „schlechtes Deutsch“. Man sagte: „So spricht man nicht!“. Mundart war die „Sprache der Ungebildeten“, die „Sprache der Bauern, der Landbevölkerung“. Dialekt sollte ausgerottet werden. Alles sollte nicht nur gleich beschrieben werden, sondern auch gleich lauten und klingen. „Hüter der deutschen Sprache“ gingen mit erhobenem Zeigefinger ins Feld – gegen diese „verwirkte, unreine, schreckliche“ Sprache. Wie viele arme Schülerzungen wurden geknechtet und sollten im Zaum gehalten werden!

Fast wäre dieses Ansinnen zur Verdrängung der deutschen Dialekte gelungen; fast wäre es gelungen, den Mundarten quasi den Garaus zu machen. Denn seit 1945 ist die Mundartkompetenz in deutschen Landen dramatisch, mancherorts sogar dramatisch zurückgegangen. Mundart hatte vielerorts keine Chance mehr.

Doch dann regte sich Widerstand gegen den Verlust der Mundarten, begann langsam wieder das Interesse an dieser Sprache des Volkes (im positiven Sinne), was man durchaus auch als Mundartrenaissance bezeichnen kann. Denn die Menschen spürten es, erkannten und wussten es – mit jedem Jahr, in dem die Welt kleiner wurde und wir Menschen scheinbar immer globaler: Mundart ist ein wesentliches Stück Heimat, ist Identität, und bringt zum Ausdruck: „Hier komme ich her, hier sind meine Wurzeln!“ Mit dieser Erkenntnis mit diesem wissen hatte Mundart auch in unserem Breiten wieder eine Chance. Gut so! Denn es war „fünf vor zwölf“.